Feuerwerk Verbot

Soll Silvester Feuerwerk verboten werden?

Feuerwerk Verbot
Über Sinn und Unsinn von Silvesterfeuerwerk lässt sich streiten. Zum Jahreswechsel 2020/2021 gab es bundesweit Feuerwerk Verbot, zum Jahreswechsel 2021/2022 war die Knallerei in der Silvesternacht teilweise verboten, zumindest aber beschränkt. Damals war das Feuerwerk Verbot der Pandemie geschuldet. Doch die Deutsche Umwelthilfe sah darin die Gunst der Stunde, abermals gegen das Silvesterknallerei ins Feld zu ziehen. Im Übrigen auch ganz zur Freude einiger Politiker, die widerum mit der Vermeidung einer Überlastung der Krankenhäuser in der Silvesternacht sich für das Feuerwerksverbot aussprachen, um langgehegten politischen Willen durchzusetzen.

Für Feuerwerksfans kommen die Einschläge näher. Die Tage bis zum nächsten Jahresausgklang sind angezählt, die der Silvesterknallerei ebenfalls. Denn auch in diesem Jahr wird wieder über das Feuerwerk Verbot diskutiert. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis es kommt – das Böllerverbot.

Feuerwerk Verbot – Pro & Contra

Es soll das private Silvesterfeuerwerk verboten werden. Ja, es gibt einige gute Gründe. Luftverschmutzung, Lärm der nächtlichen Böllerei, Feinstaub-Belastung, die hässlichen Hinterlassenschaften gezündeter Böller und Raketen, die Wildtiere und nicht zu vergessen die Haustiere, die in der Silvesternacht verstört auf laute Knallerei und pfeifende Raketen reagieren.

Silvesternacht: Gewalt & Eskalation Grund für Feuerwerk Verbot

Nicht zu vergessen, die Eskalationen in Großstädten, wo es längst nicht mehr um die gute alte Silvestertradition, sondern um Aggression und Vandalismus geht. Unnötige Polizeieinsätze werden ausgelöst. Passanten, Polizisten und geparkte Autos werden mit Böllern attackiert, nicht selten kommen Polizeibeamte und Bürger zu schaden und landen in der Silvesternacht in der Notaufnahme. Hier und da kommt es tatsächlich auch mal zu einer Verletzung durch Böller.

Böller Verbot – Drama für Pyros

Dann gibt es auch die andere Seite. Die Pyros, für die es keinen aufregenderen Tag im Jahr geben kann als Silvester. 363 Tage im Jahr halten sie sich an das Feuerwerk Verbot. Das Böllern und Abfeuern von Silvesterraketen ist nämlich nur unmittelbar zum Jahreswechsel vom 31.12. bis zum 01.01. erlaubt.

Jene echten Pyrotechnik-Fans, die sich fast ein ganzes Jahr in Entbehrung üben müssen, halten sich in absoluter Mehrheit in der Silvesternacht an die Spielregeln. Alleine schon deshalb, um die Diskussion um das Feuerwerksverbot nicht zusätzlich zu befeuern. Für sie steht nämlich alles auf dem Spiel. Nämlich die Faszination von Knallern, Raketen, Fontänen, nie mehr in der Form erleben zu dürfen.

Feuerwerk Verbot: Pro & Contra aus verschiedenen Blickwinkel

Feuerwerk verbieten: Ja oder Nein?

Bewusst wollen wir uns in diesem Artikel nicht auf die eine oder auf die andere Seite positionieren. Beide Seiten haben Recht und Unrecht. Pyros sind Egoisten, weil sie ihre Passion und Faszination nicht aufgeben wollen. Umweltschützer, Tierschützer, Tierbesitzer und all jene, die Polizei, Feuerwehr und Krankenhäuser entlasten wollen, sind die Guten. Schließlich sind Böller, Knallkörper, Silvesterraketen weder für Mensch, Tier noch Umwelt existenziell.

Alles, wirklich alles spricht dafür, privates Feuerwerk zu verbieten. Wenn da nicht so viele Widersprüche wären! Die seit Jahren anhaltende Diskussion um das Feuerwerksverbot ist eine scheinheilige.

Umsätze Verkauf von Feuerwerk

Laut Statista.de betrug der Umsatz durch Feuerwerksverkauf im Jahr 2018 insgesamt 133 Millionen Euro, im Jahre 2019 waren es nur noch 122 Millionen Euro. Pandemiebdingt erlitt der Umsatz beim Verkauf von Feuerwerk für Silvester im Pandemiejahr 2020 einen massiven Einbruch. Demnach wurden nur noch 20 Millionen Euro umgesetzt. Im Jahr 2021 sah es nicht besser aus und damit drohte die gesamte pyrotechnische Branche zu sterben. Es geht um jede Menge Arbeitsplätze.

Quelle: Statista.com

Statistik Silvester Unfälle

Im Rahmen der Recherche haben wir auf Statista.com nach Statistiken zu Silvesterunfällen gesucht. Gestoßen sind wir auf viele Statistiken zu Silvester. So zum Beispiel, wie viele Snacks und welche Feuerwerkskörper gekauft werden. Wie es um die Urlaubstrends an Silvester bestellt ist und woher der Schaumwein kommt, mit dem auf das Neue Jahr zum Prosit angestoßen wird.

Was wir jedoch nicht entdecken konnten, ist eine Statistik, wie viele Unfälle es in der Silvesternacht gibt, wie viele Verletzungen durch Feuerwerkskörper zu verbuchen sind und wie viele Fälle in der Notaufnahme behandelt werden müssen.

Die Pharmazeutische Zeitung macht auf mit “Silvester – Die gefährlichste Nacht” und eröffnet den Artikel mit folgender Einleitung:

“Buntes Feuerwerk, das den Nachthimmel erhellt: Das ist für viele untrennbar verbunden mit dem Jahreswechsel. Menschen in medizinischen Berufen haben andere Bilder im Kopf, wenn sie an Silvester denken.”

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

Ja, es gibt sie unbestritten, Verletzungen, die in der Silvesternacht in Verbindung mit Knallkörpern, Raketen, Chinaböllern, Tischfeuerwerk und Fontänen entstehen. Sei es durch unsachgemäße Handhabung, unglücklicher Unfall oder schlichtweg deshalb, weil ein Großteil der Feiernden in der Silvesternacht sturzbesoffen ist und wegen übermäßigem Alkoholkonsum in den Krankenhäusern landen, nicht aber wegen Verletzung durch pyrotechnische Gegenstände.

Das wirft die Frage auf:

Warum findet man keine Silvester Unfallstatistik?

Sind die Zahlen der Silvesterunfälle durch Knallkörper & Co etwa so gering, dass sie keine statistische Erfassung begründen? Und somit vielleicht auch kein Feuerwerk Verbot?

Knallerei & Silvesterraketen: Auswirkung auf Umwelt

4.500 Tonnen. So viel Feinstaub wird angeblich in einer Neujahrsnacht in die Luft gebracht. Zumindest nahm man das an. Irgendwie. Wie diese Zahl zustande kam, gab die Recherche ebenfalls nicht her.

Her gibt jedoch dieser Artikel vom Umweltbundesamt, veröffentlicht am 03.12.2020, dass die Zahl von 4.500 Tonnen Feinstaub auf 2.050 Tonnen Feinstaub zu reduzieren war.

“Bislang war man davon ausgegangen, dass 4.500 Tonnen Feinstaubausstoß durch das Feuerwerk für die schlechte Luft verantwortlich sind. Neue Berechnungen zeigen nun: Es sind knapp halb so viel, nämlich pro Jahr rund 2.050 Tonnen Feinstaub, die die hohen Belastungen durch den Abbrand von Feuerwerkskörpern auslösen.”

Knapp 1 % der jährlichen PM10- sowie knapp 2 % der jährlichen PM2,5 Gesamtemission mache der Feinstaub von Feuerwerk aus, so das Umweltbundesamt weiter in seiner Pressemitteilung.

Feinstaubemisson: Nicht mal die Hälfte der Hälfte?

Wie viel der Gesamtemission entfällt auf öffentliches Feuerwerk, auf Hochzeitsfeuerwerk, auf Event-Feuerwerk und auf privates Feuerwerk zu Silvester? Das Feuerwerk Verbot soll nur für privates Feuerwerk gelten. Wie viel Entlastung der ohnehin halbierten Feinstaubbelastung durch privaten Abband von Feuerwerkskörpern wäre das dann überhaupt noch?

Kein Feuerwerk & keine Feinstaubemission in Bayern?

Ein Blick in den Freistaat Bayern lohnt sich. Entweder gibt es dort kein Feuerwerk oder nur solches, dass noch weniger Feinstaub verursacht.

Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz hat hier eine Grafik für Verursacher der Emissionen von Feinstaub in Bayern veröffentlicht (Emissionskataster Bayern 2004, Bayerisches Landesamt für Umwelt 2009) und wie folgt diese Werte angegeben:

  • 57 % Straßenverkehr, Aufwirbeln und sonstiger Verkehr
  • 16 % Kleinfeuerungsanlagen
  • 12 % Industrieanlagen
  • 12 % Landwirtschaftliche Viehhaltung
  • 2 % Umschlag staubender Güter
  • 1 % Ackerlandschaft

Größer, breiter, schneller, schwerer – enormer Anstieg durch Reifenabrieb bei SUV

Nun liegt die Studie aber schon einige Jahre zurück und wurde zu einer Zeit durchgeführt, noch bevor die Autos immer größer wurden, zu protzigen SUV mutierten und der Trend zu Zweit- und Drittwagen sich hinentwickelte.

Seit der Untersuchung durch das Bayerische Landesamt für Umwelt sind wesentlich mehr Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen unterwegs. Vor allem große SUV, PS-Monster mit breiteren Reifen, die mehr Reifenabrieb verursachend duften, als PWK vor dem Aufkommen der SUV. Demnach dürfte der Anteil der Gesamtemission signifikant angestiegen sein.

Feuerwerkskörper kaufen: Teurer, aber weniger

Indes stiegen zwar die Umsätze für Feuerwerkskörper massiv an. Aber nicht etwa, weil mehr Feuerwerksartikel verkauft werden, sondern deshalb, weil die Feuerwerksartikel immer teuerer werden. Höherer Umsatz, aber weniger Absatz. Zudem sind auch noch die Umsätze für Silvesterknaller und Raketen in absoluten Zahlen seit 2018 rückläufig.

Dass Feinstaubbelastung grundsätzlich so gut es geht zu vermeiden ist, sollte klar sein. Aber gemessen an den 57 % Feinstaub durch Reifenabtrieb, Bremse und Abgase offenbaren sich andere Baustellen, die vorrangig zu bearbeiten und weitaus effizienter in Sachen Umweltschutz wären.

Solange Befürworter des Feuerwerksverbots in ein Flugzeug einsteigen, um dem Sommerurlaub entgegenzufliegen, ist ein Feuerwerk Verbot nicht durchsetzbar.

Silvesterknallerei: Auswirkung auf Wildtiere

Absolut nachvollziehbar ist es, dass Wildtiere sowie Haustiere massiv durch die Knallerei, den Nachthimmel erhellende Lichter und Feinstaub belastet werden. Definitiv sind das drei wichtige Gründe für ein Feuerwerk Verbot.

Aber auch hier ist die Doppelmoral nicht zu überbieten. Um Menschen ihr Vergnügen zu nehmen, kann jedes Argument herhalten. Dort, wo jedoch weitaus mehr Belastungen für Umwelt und Tier entstehen, bleibt alles beim Alten. Oder wird noch schlimmer.

Windräder: Milliarden tote Tiere täglich

Tierwohl spielt keine Rolle, wenn es um Windräder geht, die täglich Milliarden Insekten, viele Vögel das Leben kosten und allnächtlich Lichtverschmutzung verursachen.

Windrad tötet täglich Milliarden Tiere

Tausende von Tieren werden tagtäglich auf der Straße platt gefahren, weil man vernünftige Geschwindigkeitsbegrenzungen scheut, stattdessen noch mehr PS-Monster auf die Straße bringt.

Wie ist es bei den Befürwortern vom Feuerwerk Verbot um Speziesismus sowie überfahrene Tiere bestellt? Oder ist milliardenfaches Tiersterben zugunsten erneuerbarer Windenergie und „freie Bahn“ auf der Straße dem eigenen Weltbild gefälliger, als das Vergnügen anderer?

Immer weniger Lebensräume für Wildtiere

Natürlicher Habitat der Wildtiere wird immer mehr zerstört, sodass wild lebende Tiere keine Rückzugsmöglichkeiten mehr haben. Der Feldhamster ist akut vom Aussterben bedroht, weil moderne Erntefahrzeuge so gründlich ernten, dass kein Korn mehr für die Feldhamster übrig bleibt.

Wie viel mehr Tierleid und Tiersterben ließe sich vermeiden, würden die Umwelt- und Tierschützer sich mit vollen Kräften an diese wirklich großen Baustellen machen? Gerade dort wäre so viel mehr Gutes nachhaltig zu bewirken.

Haustiere Silvester: Stress pur durch Knallerei

Kommen wir zum letzten Punkt. Für viele Haustiere bedeutet die Silvesternacht Stress pur. Haustierbesitzer fordern Feuerwerk Verbot und erwarten, dass Pyros auf ihren Egoismus verzichten, Knaller und Raketen zu zünden. Ist nicht auch Besitz und Einsperren eines Tieres menschlichem Egoismus geschuldet?

Egoistische Tierliebe: Gefangenschaft statt Freiheit

Wenngleich Katzen als domestiziert gelten, steckt in ihnen noch viel mehr Wildkatze, als es so manche Katzenliebhaber wahrhaben wollen. Nein, Katzen sitzen nicht deshalb stundenlang auf der Fensterbank, weil sie so gerne hinter Fensterglas dem Leben in der Natur zuschauen. Sie wären selbst gerne Teil dessen. Durch hohe Gräser streunern, Bäume hochklettern, Insekten jagen, Mäuse fangen – so sieht das perfekte Katzenleben aus.

Fenster auf, Katze raus!

Das ist die Wahrheit rund um die freiheitsliebende Tierart. Aber Katzen kommen doch wieder zurück nach Hause!? Klar, weil sie Hunger und nichts gegen einen sicheren Schlafplatz haben.

Freiheits- und Bewegungsdrang haben auch Meerschweinchen, Kaninchen, Vögel, die tagein und tagaus ihr Dasein als Haustier in immer viel zu kleinen Käfigen tristen, ohne sich richtig bewegen zu können.

Feuerwerk Verbot: Alles nur eine Frage des Blickwinkels

Zweifelsfrei verursacht das Böllern zu Silvester Haustieren Stress. Trotzdem wird mit zweierlei Maß gemessen. Um es überspitzt zu formulieren:

Ein Haustier ein Leben lang in Gefangenschaft zu halten, weil man Tiere mag, ist völlig in Ordnung. Aber einmal jährlich für einen sehr kurzen Zeitraum erhöhten Stress zu haben, ist nicht okay.

Dabei können Haustierbesitzer aktiv etwas tun, um ihrem Tier den Stress an Silvester zu lindern. Fenster geschlossen lassen, Raum abdunkeln, sich intensiv um das Haustier kümmern oder wegen ihrer grenzenlosen Tierliebe in eine einsame Waldhütte ziehen.

Haustierbesitzer können jetzt natürlich damit argumentieren, warum sie etwas tun sollen, wo doch die anderen, die Pyros, die Problemversucher sind. Andersherum wird ebenfalls ein Schuh draus. Warum sollen Feuerwerker Rücksicht auf Haustierbesitzer nehmen, wenn diese durch die Haustierhaltung ihren Egoismus frönen?

Feuerwerk Verbot – ein klares JEIN!

Hinsichtlich der Fragestellung, ob Feuerwerk verbot werden soll, ist die Antwort eindeutig: JEIN! Nein, weil jeder, der sich pro Feuerwerksverbot ausspricht, seine Interessen über die der Gegner des Feuerwerksverbots stellt. Nein auch deshalb, weil die Diskussion um das Feuerwerk Verbot doppelmoralisch geführt wird, aber die Installation die Freiheit einmal mehr unwiderruflich einschränkt und weitere Freiheitseinschränkungen für alle nach sich ziehen wird.

Wie bereits mehrfach konstatiert, gibt es auch triftige Gründe, unter denen das Feuerwerksverbot zu bejahen ist. Aber bitte erst dann, wenn die großen, wirklich wichtigen Baustellen abgearbeitet wurden.

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